Ich rufe Euch zu: Verbannt die Todesfurcht!

Das Corona-Interview mit dem Astrologen Thomas Otto Schneider, Teil 3
Von Dr. Alexandra Hildebrandt

Herr Schneider, die durch Corona ausgelösten Ängste nehmen weltweit überhand. Täglich kommen neue schreckliche Todesnachrichten rein. Panik ist an der Tagesordnung. Wie können wir aus astrologischer Sicht den Bedrohungen angemessen begegnen?

Eine der Schutzmaßnahmen, zu der uns zur Zeit geraten wird, ist es Distanz voneinander zu halten, damit das Virus nicht überspringt. Ein hilfreicher Ratschlag. Doch für die Bewältigung der Angst ist es noch wichtiger in Distanz zu selch selbst zu gehen.

Was heißt das?

Distanz zu uns selbst zu haben ist eine geistige Fähigkeit des Menschen und erlaubt unserem Bewusstsein uns selbst zu beobachten. So können wir uns langsam aus dem Klammergriff der Panik befreien. Und so können wir die Todesfurcht, um die es ja hier im Wesentlichen geht, Schritt für Schritt verbannen. Ich rufe Euch also zu: Verbannt die Todesfurcht! Wobei verbannen ja nicht heißt: „pulverisieren“. Das geht nämlich gar nicht. Die Angst ist uns als ein nützliches Überlebensinstrument gegeben. Ohne Angst könnten wir nicht leben. Wir müssen halt nur aufpassen, dass wir Angst haben, aber die Angst uns nicht hat. Das ist schon ein gravierender Unterschied.

Wie gehen Sie mit der Angst persönlich um? Sie gehören zur Risikogruppe.

In meinem Podcast Sternenflüsterer, Episode 8, mit der mexikanischen Sängerin Kim Morales erzählt sie von ihrem mexikanischen Großvater, der bei Erdbebenalarm in Mexico City Ruhe bewahrte und weiter eine Fußballübertragung im Fernsehen verfolgte, während alle anderen in die Schutzkeller flüchteten. Seine Lebensweisheit war: „Quando me toca, me toca.“ („Wenn ich dran bin, bin ich dran.“) Das ist eine Weisheit, bzw. ein Vertrauen, das ich spätestens seit meinem schweren Autounfall mit 24 Jahren auch habe. Eine betrunkene Autofahrerin hatte mich auf der Zoobrücke in Köln regelrecht abgeschossen. Da sag ich mir: Wer mit Tempo 100 in ein Brückengeländer donnert und unverletzt überlebt, der war einfach noch nicht dran. Also, hey, lasst uns doch vertrauen! Wann jemand das Licht der Welt erblickt oder aus dem Leben tritt, wird im Himmel entschieden. Das sollten wir einfach mal so hinnehmen! Das ist astrologische Spiritualität. Das ist eine Entspanntheit, die eintritt, wenn man sich auf die Weisheit der Sterne einlässt.

Astrologische Spiritualität? Das habe ich so noch nicht gehört. Ich dachte die moderne Astrologie versteht sich nicht als Religion!

Eigentlich gibt es keine Astrologie, die nicht spirituell ist, bis natürlich auf die Vulgärastrologie – obwohl, da stimmen ja zumindest die Sternzeichensiegel. Nur eben: Die Astrologie ist keine reine Glaubenssache. Schauen Sie, ein banales Beispiel: Wenn ich neben einem Fahrer im Auto sitze, der Widder vom Sternzeichen ist oder zumindest einen Widderschwerpunkt im Horoskop hat – Aszendent, oder was weiss ich – und auch noch ein hervorspringendes energisches Kinn hat, dann hat der gar keine andere Chance als forsch und risikoreich Auto zu fahren. Da brauch ich nicht dran zu glauben, das erfahr ich einfach bei jeder Fahrt durch meine Schweißausbrüche. Das ist also reale Erfahrung. Gleichzeitig handelt der Fahrer seinem Sternzeichen, bzw. Sternzeichenschwerpunkt entsprechend und das tut er unbewusst, dem Urbild des Tierkreiszeichens Widders entsprechend und damit wären wir dann doch wieder bei der Astralreligion der Alten. Ernst Jünger hat ja mal gesagt: „Die Götter wohnen auf den Planeten. Gott wohnt auf den Fixsternen.“ So könnte das ganze zusammenhängen.

Der Benediktiner Gerhard Voss hat mit dem Buch „Astrologie christlich“ eine Brücke zwischen dem christlichen Glauben und der Astrologie geschlagen und entdeckt die Chancen astrologischer Weisheit für das katholische Glaubensleben. Er spricht von einer christlich zu verantwortenden Astrologie, die gegenüber abergläubischer Prognostik und esoterischen Strömungen abgegrenzt werden muss. Er hat das Buch mit Erlaubnis des Vatikans geschrieben. Was halten Sie davon?

In der Bibel gibt es das 8.Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Dennoch spricht Papst Franziskus immer noch abfällig von schwarzmagischen Strömungen und meint damit auch die heutige Astrologie. Dabei leben wir nicht mehr im Mittelalter. Das wäre so, als würde ich vor modernen Priestern noch immer als Hexenverbrennern warnen. Außerdem betet der Papst gleichzeitig drei Astrologen an, die im Kölner Dom als Heilige Könige verehrt werden. Etwas verwirrt, der Gute. Sei’s drum! Die Modedesignerin Eva Gronbach nennt mich spaßeshalber gern den „vierten König“. Übrigens nehme ich tatsächlich jede Woche eine Stunde lang eine intensive geistige Verbindung mit den drei heiligen Kollegen im Dom auf.

Wie machen Sie das?

Während meines Ehrenamts im Kölner Dom bei der Gebetswache. Da bin ich den Königen im Gebet und physisch nahe und da flüstern Sie mir das ein oder andere ins Öhrchen. Aber zum Buch von Pater Voss: Ich finde es gut und es ist schon erstaunlich, dass es mit Erlaubnis des Vatikans geschrieben wurde. Dennoch glaube ich nicht, dass es in absehbarerer Zeit zur Rehabilitation der Astrologie in der katholischen Kirche kommt. Wenn der Vatikan eine Demokratie wäre, dann könnte man eine Initiative in dieser Richtung starten. Aber so nicht.

Ist denn die Astrologie demokratisch?

Die Astrologie ist keine Staatsform. Jedenfalls sprechen wir in der Astrologie nicht von Chancengleichheit wie in der modernen Demokratie. Wir kommen nicht als unbeschriebene Blätter auf die Welt. Wir kommen mit einer bestimmten Komposition auf die Welt. Das zeigt das Horoskop. Wie und mit welcher Reife wir diese Komposition auf der Bühne des Lebens aufführen, hat mit den Lebensbedingungen zu tun, die wir vorfinden und natürlich mit dem eigenen freien Willen, das Leben mit Freude anzugehen, das Potenzial zu entwickeln, oder eben nicht.

Und wenn nicht?

Ach, wissen Sie: Die Würde des Menschen liegt unter anderem auch darin, freiwillig zugrunde gehen zu dürfen. In letzter Konsequenz ist das so mit dem freien Willen. Das muss man dann auch mal akzeptieren.

Wie sieht es eigentlich gerade mit der Veröffentlichung Ihres Fußballbuchs „11 Freunde und 12 Sternzeichen“ aus. Steht der 15. Mai als Veröffentlichungsdatum noch?

Die Release-Party in der Galerie am Brüsseler Platz wird nicht stattfinden, das ist ja wohl klar! Obwohl ich da etwas besonderes vorhatte: Ich wollte als VJ ein Fußballspiel astrologisch live kommentieren, zumindest 30 Munden lang.

Welches Spiel wollten Sie kommentieren?

Das legendäre 7:1 gegen Brasilien. Da sind schon in der ersten halben Stunde 5 Tore gefallen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Ich freue mich drauf, Post-Corona. Und wer weiß: Je nachdem, wie lange die Corona-Pause noch dauert, mache ich daraus vielleicht ein reines Hörstück, wie eine Radioübertragung. Schaun mer mal.

Herr Schneider, vielen Dank für das Gespräch.