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Aszendent Löw

Interview mit Thomas Otto Schneider

Von Dr. Alexandra Hildebrandt

Von welchen Schriftstellern sind eigentlich Horoskope bekannt?

Es gibt eine wirklich riesige Horoskopsammlung von Schriftstellern und Schriftstellerinnen. Für mich war das ein El Dorado, gerade bei der Vertiefung nach der Beendigung meiner astrologischen Ausbildung. Bücher zu lesen, mit dem Horoskop des jeweiligen Autors daneben ist unglaublich lehrreich. Und es ist spannend, wie manche Autoren es immer wieder schaffen, ihr Horoskop anschaulich und neu zu bebildern. Da erhält man viel erkenntnisreiches Material. Ich habe zum Beispiel mal ein ganzes Literaturlexikon durchgearbeitet und nach Ähnlichkeiten der Sternzeichen bei der Titelgestaltung gefahndet und bin durchaus fündig geworden.

Was sind denn beispielsweise typische Widder-Titel?

Fallen mir jetzt so spontan keine ein, aber ein typisches Widder-Kinderlied ist zum Beispiel „Der Kuckuck und der Esel“, der die sternzeichentypische Streitfreude des Widders behandelt. Es stammt von dem Widdergeborenen Hoffmann von Fallersleben.

Und was ist das Widdertypische an Wilhelm Busch?

Nehmen wir mal Max und Moritz. Diese beiden Bubengestalten tragen viele widdertypische Eigenschaften. Zum Beispiel das Neckische oder das Dreiste. Auch sind Widder für Streiche aller Art schnell zu begeistern und halten Provokation für ein legitimes Kommunikationsmittel. Ich erinnere nur an Joschka Fischer, seines Zeichens Widder-Politiker, und dessen berühmtestes Zitat: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein A****loch.“ Da geht es bei den Widdersleut schon mal etwas rustikaler zu, wobei auch Stiere gerne etwas deftiger daherreden.

Spielt Astrologie eigentlich in der Gegenwartsliteratur eine Rolle?

Höchstens sporadisch. Ich habe mal den Roman „Die Gesetze“, geschrieben von der holländischen Autorin Connie Palmen, geschenkt bekommen. Es geht um eine junge Studentin, die anhand von sieben Männern, die ihr während ihres Philosophiestudiums über den Weg laufen, versucht, den Gesetzen des Lebens auf die Schliche zu kommen. Die Erzählung beginnt mit der Begegnung mit einem Astrologen, es folgen aber auch noch andere Typen, wie ein Philosoph, ein Priester und ein Physiker. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen.

Welche Künstler, Wissenschaftler, Politiker oder Sportler denen die Astrologie etwas bedeutet, sind Ihnen bekannt?

Ach, da fallen mir eine Menge ein, die astroaffin sein sollen oder sich bereits als Astrofans geoutet haben: Alice Schwarzer, Hella von Sinnen, Hape Kerkeling, Michael Kessler, Kathy Karrenbauer, Jasmin Tabatabai, Herbert Grönemeyer, Ralph Morgenstern oder Alfons Schuhbeck. Wer noch? Udo Lindenberg, Gabi Köster, Ottfried Fischer, Markus Lüpertz, Bruce Darnell, Peter Maffay, Udo Walz, Nico Rosberg, Herrmann Bühlbecker, aber auch amerikanische Stars wie Madonna, Jodie Foster und Emma Roberts. Aber bitte, alles ohne Gewähr! Obwohl, einige von denen waren auch schon bei mir.

Sie waren früher selbst einmal Sportler und haben in der Jugendmannschaft des 1. FC Köln Fußball gespielt. Sie sagen ja in Ihrem neuen Buch „11 Freunde und 12 Sternzeichen“, das im Juni rauskommt, dass Sternzeichen auch etwas über die Art und Weise aussagen, wie jemand gegen den Ball tritt?

Ja, das ist so und Sie sprechen da eine wirkliche Leidenschaft von mir an. Ich würde mal gern einen Regionalligisten astrologisch hoch in die Champions League coachen. Wie zum Beispiel den Wuppertaler SV. Das ist möglich und vielleicht engagert mich sogar nochmal so ein verrrückter Vereinsinhaber. Dann geht’s aber richtig los! Vom holländischen Fußballtrainer Martin Jol, Ex-HSV, ist übrigens bekannt geworden, dass er auf die Sternzeichen von seinen Spielern achtet. Steinböcke, von dieser Erfahrung hat er berichtet, verteidigen oft erstaunlich gut und im Sturm seien Löwen sehr zielstrebig.

Können Sie das bestätigen?

Ja. Ich würde da zum Beispiel erst mal nach den Elementen vorgehen und Feuerzeichen grundsätzlich in die Offensive stecken – und die Erdzeichen dementsprechend in die Defensive. Jungfrauen haben im Mittelfeld ein unglaublich gutes Auge für den Mitspieler und Waagespieler ein Hang dazu das Spiel zu öffnen. Widder sind die besten Stoßstürmer. Ich muss aufpassen: wenn wir jetzt einmal damit anfangen, dass wir ab jetzt nicht nur noch über Fußball und Sterne sprechen. In jedem Fall eignet sich die Welt des Fußball ausgezeichnet als astrologisches Forschungsfeld: Wie spielt der Skorpion im Tor, wie in der Abwehr, wie im Mittelfeld und wie im Sturm? Das beantworte ich in meinem Buch.

Wie spielt denn der Skorpion im Sturm?

Total fokussiert. Das sind die, die bis zur letzten Sekunde darauf aus sind ein Tor zu schießen. Fast ein wenig verbissen. Deutschland hatte mal zwei großartige Skorpionstürmer, das waren der Uwe Seeler und der Gerd Müller. Müller war fußballerisch ein Wahnsinnsbraten.

Astrologe und Zeitzeuge: Thomas Otto Schneider in der Fußball-Dokumentation „Heinz Flohe – der mit dem Ball tanzte“

Sind Sie noch Mitglied beim 1. FC Köln?

Das nicht, aber ich habe kürzlich bei einer Filmdokumentation über die FC-Legende Heinz Flohe – übrigens ein Wassermann mit Widder-Aszendent – als Zeitzeuge mitgewirkt. Flohe war als Jugendspieler mein großes Idol und von ihm habe ich mir etliche Tricks abgeguckt. In dieser Doku, die übrigens „Heinz Flohe – der mit dem Ball tanzte“ heißt, mache ich unter anderem vor laufender Kamera einen Trick vor, einen bestimmten „Übersteiger“, den ich trotz steiferer Gelenken als früher noch immer drauf habe. Bei der Premiere des Films im Kölner Residenztheater-Kino gab’s dafür im Publikum Szenenapplaus. Das war für mich wie ein innerer Rosenmontagszug. Tja, so ist das mit dem Fußball. Ein großer Spaß bis ins hohe Alter.

Darf ich noch mal auf ein paar andere Fußballer zu sprechen kommen? Wie sieht es denn mit Klinsmann, Robben, Jürgen Klopp oder Jogi Löw astrologisch aus?

Arjen Robben ist ein origineller Spieler und als Wassermannstürmer auf dem Flügel perfekt aufgehoben. Mit seinem gleichzeitigen Jungfrau-Aszendenten wiederholt er einen ganz bestimmten Trick immer wieder. Er zieht nach innen und schließt dann aufs lange Eck ab. Das amüsiert den Astrologen, weil er ja weiß, dass der Wiederholungstrieb der Jungfrau zugeordnet ist. Und mit jeder dieser Aktionen bestätigt Herr Robben seinen Aszendenten und wenn man so will sogar die ganze Astrologie. Ist das nicht herrlich? Überhaupt muss ich sagen, dass ich, seitdem ich mich astrologisch mit Fußball beschäftige, erst wieder richtig Lust an der Sache bekommen habe. Denn eigentlich ist Fußball viel langweiliger als früher geworden. Der Systemfußball hat nicht gerade zur Schönheit des Spiels beigetragen. Klinsmann hat als doppelter Löwe, Aszendent und Sternzeichen, immer ziemlich Betrieb gemacht und voll auf Verausgabung gespielt. Jürgen Klopp ist auch Löwe-Aszendent und im wilden Trainerjubel an der Seitenlinie steht er wiederum Herrn Klinsmann in nichts nach. Jogi Löw hat sich meines Wissens mal seinen Aszendenten ausrechnen lassen. Wer weiß, wer sich alles im Hintergrund mit den Sternen beschäftigt?

Gibt es noch weitere interessante Fußballhoroskope?

Ja, ich habe mal das Gründungshoroskop des DFB berechnet und auch das Horoskop der deutschen Fußballnationalmannschaft – auf das erste Länderspiel am 5. April 1908 um 15 Uhr in Basel. Es gibt auch das Gründungshoroskop von Bayern München oder von Borussia Dortmund und so weiter. Eine Menge spannender Horoskope. Es kommt der Tag, da können Vereine nicht mehr auf einen astrologischen Berater verzichten um keinen Wettbewerbsnachteil zu haben. Das passiert vielleicht schneller als man denkt. Hoffe ich zumindest.

Herr Schneider, vielen Dank für das Gespräch.

 

Illustration: https://kane.de/portfolio/portraits