Die Queen im Kofferraum

Beständigkeit und Stabilität: Queen Elizabeth taugt mit ihrem Sternzeichen Stier als astrologisches Lehr- und Übungsbeispiel

Interview mit Thomas Otto Schneider

Von Dr. Alexandra Hildebrandt

Können Sie erahnen welches Sternzeichen jemand ist?

Manchmal ja, wenn das Sternzeichen in die Sichtbarkeit tritt. Oft ist es aber auch der Aszendent, den man wahrnimmt oder eine individuell prägnante Konstellation. Grundsätzlich gilt das Gesetz von Inhalt und Form, mit dem sich auch die Physiognomie beschäftigt. Spitze Formen sind zum Beispiel nicht so gut dafür geeignet um weiche und sanfte oder fließende Inhalte zu symbolisieren. Ich habe noch nie einen Menschen mit einen hervorspringenden energischen Kinn erlebt, der defensiv Auto fährt. Ich habe aber auch schon Konstellationen eines Horoskops geschlussfolgert, nur aufgrund der Tonlage der Stimme. Es gibt einige astrologische Hinweise auf Gesichtsmerkmale, das sind immer nur Kann-Regeln. Die Denkerstirn bei Schützegeborenen gehört dazu. Ein besonders plastisches Beispiel dafür hat uns Willy Brandt gegeben. Manchmal sind es aber auch Worte, die jemand häufig verwendet, die mir eine Idee auf einen astrologischen Schwerpunkt geben.

Die Denkerstirn der Intellektuellen von einst wird ja häufig auch gern in Büstendarstellungen hervorgehoben. Wie sieht es denn zum Beispiel bei historischen Gestalten wie Goethe und Beethoven aus?

Beethoven, der ja in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiert, war Schütze vom Sternzeichen und Goethe hatte mit seinem starken Merkur im 9. Haus in seinem Horoskop ebenso eine starke Schützebetonung. Diese beiden großen Deutschen sollen sich ja tatsächlich einmal begegnet sein. Da hätte ich gerne mal Mäuschen gespielt und Schützetypisches abgelauscht. Wer in Deutschland was werden will, dem steht eine Schützebetonung im Horoskop gar nicht so schlecht zu Gesicht. Auch unsere Kanzlerin Angela Merkel ist Schütze-Aszendent. Die versteckt ihre Stirn nur schon immer hinter einer artigen Pony-Frisur. Nur Rudolf Scharping, dem ehemaligen Kanzlerkandidaten der SPD, haben Schütze-Sternzeichen und Denkerstirn nichts genutzt. Er konnte sich letztlich nicht als Kanzler durchsetzen. Es muss also noch weiteres hinzutreten. Zum Beispiel der Zeitgeist. Vor ein paar Tagen hat Queen Elizabeth eine Corona-TV-Ansprache an ihr Volk gehalten und da hieß es einen Tag später in der Presse, dass die Queen ein Symbol für Bestandigkeit und Stabilität sei. Das sind so die kleinen Freuden der Bestätigung, die man als Astrologe ständig hat, wenn man weiß, dass die Queen Stier vom Sternzeichen her ist und dass Beständigkeit und Stabilität zwei absolute Stier-Kernbegriffe in der Astrologie sind. Aber, wissen Sie: Das Defizit, das die Menschheit erleidet, weil sie die Erfahrungen der Astrologie nicht mit in den gesellschaftsspolitischen Prozess einbezieht ist in Euro oder Dollar kaum zu beziffern. Dagegen sind die Milliarden oder sogar Billionen, die der Corona-Virus zur Zeit verursacht, pillepalle. Da können wir uns beim Wissenschaftsstaat mit seinen absurden und lebensfeindlichen Dogmen bedanken – die unheilvolle Allianz zwischen Staat und Wissenschaft, die sich auch noch im Gewand der Demokratie tarnt. Sorry, aber das musste gerade mal gesagt werden.

Da kommen wir gerne später auch noch drauf zurück. Haben Sie sich mit Goethe eigentlich näher beschäftigt und warum ist er auch für Astrologen von so besonderem Interesse?

Zunächst einmal ist Goethes Horoskop bekannt geworden, weil er seine Geburtszeit selbst publiziert hat. In seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ schrieb er gleich zu Beginn: „Am 28. August 1749, kam ich mit dem Glockenschlage zwölf in Frankfurt am Main auf die Welt.“ Insofern ist das Goethe-Horoskop relativ gesichert. Goethes Geburtsbild ist ein Klassiker der Astrologie und gehört im Astrologiestudium neben den Horoskopen von Adolf Hitler und Albert Einstein zu den meist besprochenen Lehr- und Übungsbeispielen in unseren Breitengraden. Neben Goethes Urteilsfähigkeit und seiner Gabe Geistiges geschmeidig zu fügen, wird dabei besonders sein Feinsinn herausgearbeitet. Ein Feinsinn, der sich in seiner ätherischen Stofflichkeit übrigens auch im Horoskop von Rudolf Steiner wieder finden lässt. Beide Männer haben den Fische-Mond im vierten Haus in ihrem Horoskop bei gleichzeitigem Skorpion-Aszendent und sind so astrologisch gesehen seelisch-geistig miteinander verwandt. Kein Wunder also, dass sich Steiner intensiv mit Goethe befasst hat. Es fasziniert mich, dass Goethe neben all dem Hoch- und Tiefgeistigem für das er berühmt wurde, auch der Entdecker des menschlichen Zwischenkieferknochen ist. Großartig!

In welchem Zusammenhang steht der große deutsche Künstler Albrecht Dürer mit der Astrologie? Immerhin brachte er ja Karten des nördlichen und südlichen Sternenhimmels heraus.

Erstaunlicherweise ist das Horoskop von Albrecht Dürer genau überliefert. Er ist am 30. Mai 1471 um 11 Uhr in Nürnberg geboren. Sein Vater, ein Goldschmied, soll die Geburtszeit festgehalten haben. 1515 schuf Albrecht Dürer seine berühmten Himmelskarten. Damit wurde das astronomische Wissen der Spätantike erstmals in gedruckter Form dargestellt. Das Bild des nördlichen Sternenhimmels zeigt, der ptolemäischen Tradition entsprechend, zwölf Tierkreiszeichen in zwölf Segmenten. Außerdem soll ja Dürer ein Haus mit Sternwartengeschoss besessen haben. Das hätte ich auch gerne. Inwieweit er jedoch über die Astronomie hinaus mit der Astrologie vertraut war, ist mir nur vage bekannt. Friedrich II., die Päpste Julius II., Paul III. und Leo X., wie viele reformatorisch geprägte Personen – so eben auch Albrecht Dürer – sollen der Astrologie vertraut haben, heißt es in einer nicht näher verifizierbaren Quelle.

Der Philosoph Walter Benjamin schrieb sein „Verhängnis“ dem Planeten Saturn zu. Er kannte die astrologiegeschichtliche Literatur dazu. Auch sein Essay über Goethes Wahlverwandtschaften zeugt von stellarem Wissen. Interessiert Sie Benjamin?

Natürlich. Benjamin war ein freier Kopf und mit Themen wie Schicksal und Charakter sehr vertraut. Heute fehlt es an Philosophen, oder zumindest an einem einzigen guten Philosoph, der sich der Astrologie erbarmt und ihr ein neues zeitgemäßes philosophisches Fundament bereitet. Manchmal sitzt in meinem Kölner Lieblingscafé der Philosoph Richard David Precht am Nachbartisch. Vielleicht lege ich ihm ja mal das Thema ans Herz, wobei ich gar nicht weiß, ob er wie Kollege Benjamin, einen Zugang zum gestirnten Himmel hat. Sein Herz schlägt, wie ich gelesen habe, mehr für die Aquaristik.

Warum schreiben Sie denn keine Philosophie der Astrologie?

Ich bin halt kein theoretischer Philosoph. Da bin ich nicht verkopft genug.

Noch mal zu Walter Benjamin: Er hatte neben seinem astrologischen Wissen zugleich eine graphologische Begabung. Spielt das auch in ihre Arbeit hinein?

In der Schrift eines Menschen gibt es zahlreiche Hinweise auf Tierkreisschwerpunkte im Horoskop, doch in dem Maße wie die Handschrift allgemein in unserem Tastatur-Zeitalter verödet, verblasst auch die Bedeutung der Graphologie. Was ich interessant finde: Wenn man eine Handschrift sieht, kann man eigentlich ganz gut erkennen aus welcher Zeit sie stammt. Wir sind also mit dem Ausdruck unserer individuellen Schrift Kinder unserer Zeit.

Welche Bedeutung hat C.G. Jung für die moderne Astrologie?

Dass C.G. Jung, als anerkannter Experte der Psychologie, keine Angst davor hatte sich als Kenner der Astrologie auszuweisen, ist ihm hoch anzurechnen. Und siehe da: Es hat seiner öffentlichen Glaubwürdigkeit keinen Zacken aus der Krone gebrochen. Ein souveräner Löwe-Geborener eben. Von ihm stammt auch dieses wunderbare Zitat, dass ein ungedeutetes Horoskop wie ein ungelesener Brief sei. Von der amerikanischen Schauspielerin Jodie Foster habe ich gelesen, sie soll, als sie sich als Lesbe geoutet hat, auch gesagt haben, dass sie dann ja auch gleich zugeben könne, an die Sterne zu glauben.

Wie hängt denn die Traumdeutung mit der Astrologie zusammen?

Es gibt eine phantastische Art der astrologischen Traumdeutung, über die noch kaum berichtet worden ist. Die kann ich jedem empfehlen, der sich für die Bedeutung seiner Träume näher interessiert. Wenn Sie nämlich aus ihrem Traum erwachen und schnell die Uhrzeit notieren, lässt sich auf diesen Moment ein Horoskop stellen. Dieses Traumhoroskop ist unglaublich aussagekräftig und hilfreich dabei, aus dem oft chaotischen oder bizarren Traumgeschehen einen tieferen Sinn zu destillieren. Da ich selber über ein lebhaftes Traumleben verfüge und einmal über zwanzig Jahre lang ein Traumtagebuch geführt habe, habe ich mit dieser Form der astrologischen Traumdeutung sehr viel Erfahrung sammeln können.

Mögen Sie mal einen Traum erzählen?

Ja, einen sehr lustigen: Einmal war ich mit dem Auto unterwegs und da rumpelte es irgendwie immer wieder von hinten. Ich stieg also aus, um mal nachzusehen und da fand ich – nur weil wir eben schon mal beim Thema waren – die Queen vor. Sie lag da gefesselt und geknebelt und ich rätselte, wie sie da wohl reingekommen sei. Da fragte mich die Queen plötzlich, so als wäre das eine ganz normale Situation: „Is it teatime?“

Hahaha, haben Sie schon mal daran gedacht Ihr Traumtagebuch zu veröffentlichen?

Das Manukript liegt meinem Verlag vor. Der Titel lautet: „Träume um 2000“.  Jetzt schaun wir aber erst mal, dass mein astrologisches Fußballbuch „11 Freunde und 12 Sternzeichen“ ordentlich rauskommt. Durch Corona haben wir den Veröffentlichungstermin jetzt erst mal einen Monat nach hinten verschoben. Aber der Fußball ruht ja eh gerade.

Herr Schneider, Danke für das Gespräch.